Nikolas Kreuz im Interview mit Deka Investments: „Wir halten unser Pulver trocken.“

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Der Bärenmarkt ist eine Herausforderung für jede Geldanlage. Wie sich diese mit Hilfe von ETFs meistern lässt, erläutert Nikolas Kreuz, Geschäftsführender Gesellschafter von Invios – Institut für Vermögenssicherung & Asset Management aus Hamburg.


Sie führen den Begriff Vermögenssicherung im Firmennamen. Ist das auch die übergreifende Philosophie Ihres Unternehmens? Bewahrung geht vor Vermehrung? Verluste sind ausgeschlossen?

Schön wär’s, aber die Welt ist nun mal von Unsicherheit geprägt, auch wenn sich die Menschen nach Sicherheit sehnen. Bezogen auf die Vermögensverwaltung kann es keine Kapitalgarantie geben. Aber grundsätzlich kann man mit solidem Handwerk an der Börse Fehler vermeiden. Das ist keine Raketenwissenschaft. Hält man noch die Kosten in Grenzen, sollte man in der Lage sein, über einen längeren Anlagehorizont sechseinhalb Prozent Rendite nach Kosten zu erzielen. So wird Vermögen geschützt, und das drückt sich in unserem Firmennamen Invios aus, was sich vom englischen „unverletzlich“ ableitet. Zeitweilig sind Verluste unvermeidlich, aber langfristig sollte das Vermögen gesichert sein. Das ist unser Hauptziel

Wer sind Ihre Kunden, und welche spezifischen Bedürfnisse haben die?

Die Kundengruppen sind breit gefächert. Wir wachsen ausschließlich über Empfehlungen. Das Gros sind private Kunden, aber wir haben auch Pensionskassen, kleinere Versicherungen und Stiftungen. Wichtig ist für uns, dass wir allen Kundengruppen die gleichen Leistungen zur Verfügung stellen. Unser Anspruch ist, die Vermögensverwaltung zu demokratisieren. Wir selektieren nicht nach bestimmten Zielgruppen und stellen uns nur auf die ein. Wir bieten allen das gleiche Gerüst der Risikovermeidung und die Möglichkeit, an der Rendite der Kapitalmärkte mitzuverdienen. Dies gilt also auch für kleinere Vermögen.

Welche Anlageklassen nutzen Sie dafür?

Wir spielen auf der gesamten Klaviatur, je nachdem was momentumgetrieben gerade gut läuft. Dazu gehen wir nach dem Pareto-Prinzip vor, das besagt, dass man mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes 80 Prozent der Rendite erzielen kann. Wir halten uns dementsprechend von der Einzeltitel-Selektion fern. Wir folgen einem Kern- und Satellitenansatz. Im Kern sind es zu 80 Prozent ETFs. 20 Prozent sind Satelliten, mit denen wir Opportunitäten nutzen, um Alpha zu generieren. Hier gilt: Günstig kaufen und teuer verkaufen. Auch das wird überwiegend durch ETFs abgebildet. Dazu können aber auch mal Einzeltitel gehören, die ungerechtfertigt heruntergeprügelt wurden und eine gute Gelegenheit darstellen. Diese Prinzipien gelten für individuelle Vermögensmandate wie für unsere Publikumsfonds.

Wie wählen Sie die ETFs im Einzelnen aus? Es gibt ja für die Märkte in der Regel unterschiedliche ETFs und Anbieter.

Wichtig ist für uns ein bestimmtes Volumen, das nicht unter einer halben Milliarde Euro liegen sollte. Nur so scheint uns die Liquidität in Stressphasen gesichert zu sein. Das zweite Kriterium ist die Kostenseite, die man immer in Verbindung mit der Abbildungsqualität sehen muss. Wir selektieren nach höchster Abbildungsqualität mit geringsten Kosten. Schließlich wollen wir das Emittentenrisiko minimieren. Deshalb bevorzugen wir die physische Replikation. Die entspricht auch unseren Kundenwünschen.

Wenn Sie Opportunitäten wahrnehmen wollen, nutzen Sie dann auch Smart-Beta-Produkte, die bestimmte Anlagestile wie Growth oder Value abbilden oder sich an zusätzlichen Kriterien wie Low Volatility oder Small Caps ausrichten? Setzen Sie auf bestimmte Themenfonds?

Ja, das tun wir. Zum Beispiel haben wir zuletzt auf das Thema Wasserstoff gesetzt. Wir wissen aber auch, dass alle diese Stile und Themen rotieren können, und darauf reagieren wir. Wenn nach Growth wieder Value gefragt ist, gehen wir verstärkt in Value hinein und suchen nach Substanz und geringer Volatilität. Natürlich muss man vermeiden, zu häufig hin und her zu wechseln. Das erfordert ein diszipliniertes Vorgehen nach bestimmten von uns definierten Kriterien. Zudem muss man vermeiden, zu stark auf einzelne Themen zu setzen. Das Prinzip der breiten Streuung sollte nicht verletzt werden.

 

„Gerade in den letzten Jahren haben wir gesehen, dass nachhaltige Indizes besser als der breite Markt gelaufen sind“

 

Wie halten Sie es mit der Nachhaltigkeit?

Unser Hauptziel ist, eine risikoadjustierte Rendite zu erzielen. Das ist teilweise auch nachhaltig machbar. Gerade in den letzten Jahren haben wir gesehen, dass nachhaltige Indizes besser als der breite Markt gelaufen sind. Aber das große Feld der Nachhaltigkeit ist nach unserem Eindruck noch nicht richtig durchleuchtet. Da gibt es noch viel Greenwashing, das zur Vorsicht mahnt. Dennoch achten wir auf Nachhaltigkeit, wenn auch nicht explizit. Für unsere Publikumsfonds attestieren uns Researchhäuser eine Nachhaltigkeitsquote von 74 Prozent, ohne dass wir uns sklavisch daran ausrichten. Sie finden dort eben auch Positionen, die nach reinen ESG-Kriterien nicht enthalten sein sollten, aber renditeträchtig sind.

Noch genauer zum Risikomanagement. Sie passen die Investitionsquoten einzelner Anlageklassen je nach Marktsituation an. Reicht Diversifikation nicht?

Nein, weil viele Marktteilnehmer nun mal irrational handeln. Das führt dazu, dass in Krisensituationen vieles miteinander korreliert ist. Das haben wir zuletzt in der Corona-Krise im März 2020 gesehen. Man muss deshalb zwar diversifiziert sein, aber auch mit Stopp-Marken agieren, um zu große Verluste zu vermeiden. Verluste, die man vermeidet, muss man auch nicht wieder aufholen. Wenn etwas um 50 Prozent fällt, muss es um 100 Prozent steigen, um wieder ausgeglichen zu sein. Unsere Devise ist, Gewinne laufen zu lassen und Verluste rechtzeitig zu begrenzen. Wir nutzen dazu gerne Trailing-Stops, die technisch wunderbar abzubilden sind.

Im Prinzip leuchtet das ein. Aber gerade in der Corona-Phase gab es nach starken Verlusten auch wieder starke Erholungen. Das sieht jetzt angesichts des Ukraine-Krieges anders aus. Wie agieren Sie?

In der Tat muss man auch beherzt zugreifen, wenn sich die Situation dreht, wie das in den Coronazeiten mehrfach der Fall war. Jetzt aber sind wir im Bärenmarkt und haben unsere Aktienquote wieder auf 28 Prozent verringert. Überwiegend sind wir jetzt in sehr kurzlaufenden Rentenpositionen, die uns auch gegen zu große Verwerfungen durch die Zinswende abschirmen. Ansonsten heißt es: Cash ist King.

Wie sind die Erwartungen für dieses Jahr?

Wir haben alle leider keine Glaskugel. Es hilft nichts, wenn wir irgendwelche Dax-Erwartungen formulieren. Der Markt hat mich in den über 36 Jahren Demut gelehrt. Das Umfeld aktuell ist durch den Krieg, gestörte Lieferketten, Inflation, steigende Zinsen und möglicherweise auch noch durch eine Rezession der Weltwirtschaft geprägt. Meine Hoffnung ist, dass sich der Markt auf diesem Niveau einigermaßen stabilisiert. Aber es fehlt der finale Ausverkauf, der oft ein Zeichen für das Ende eines Bärenmarktes war. Ich hoffe auf eine Jahresendrallye in einem besseren Umfeld. Erst einmal ist weiter Abwarten angesagt. Wir halten unser Pulver trocken.

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